Astrid gehört zum Patientinnen-Team von frauen-gesundheit.blog. Sie fastet schon lange einmal im Jahr für einige Tage. Wir haben sie gebeten diesmal eine Art Tagebuch zu schreiben, damit du miterleben kannst, wie Fasten funktioniert und sich anfühlt.
Es ist bestimmt schon zehn Jahre her, dass ich zum ersten Mal gefastet habe. Damals habe ich einen Online-Kurs besucht und das Ganze für mich als Experiment angesehen. Seitdem weiß ich: Das klassische Fasten nur mit Brühe und Tee ist nichts für mich. Das klappt sicherlich gut, wenn man sich in eine Fastenklinik begibt oder für die Zeit Urlaub nimmt. Ich muss hingegen auch in der Fastenzeit „funktionieren“ und kann daher meinen Stoffwechsel nicht komplett runterfahren und mich nur auf meinen Körper konzentrieren. Deshalb habe ich in den folgenden Jahren Fastenkuren ausprobiert, bei denen man etwas mehr zu sich nehmen darf, also nach Hildegard von Bingen oder nach der Wackermethode gefastet, nur dünne Suppen gegessen oder auf alles verzichtet, was nicht basisch ist. Alles konnte ich gut durchhalten, Hunger hatte ich wenig, aber leider hat sich das Fasten-Hoch nur bei wenigen Kuren eingestellt. Insgesamt muss ich sagen, dass ich mich beim Saftfasten bisher immer am besten gefühlt habe und deshalb werde ich mich diesmal wieder darauf besinnen und dich teilhaben lassen. Fasten ist für mich eine gute Möglichkeit, den Reset-Knopf zu drücken. Ich plane die Fastentage gar nicht fest ein, es hat auch keine religiösen Gründe, vielmehr kommt im Frühjahr das Gefühl auf, dass ich etwas für mich tun muss. Meistens gibt es vorher eine Phase, in der ich zu viel und zu ungesund esse und den Hebel nicht umgelegt bekomme, um mehr auf mich zu achten. Jetzt soll mir also das Saftfasten helfen, mich wieder besser und gesünder zu ernähren. Im Idealfall schaffe ich es anschließend für eine Weile auf Zucker und Fertigprodukte zu verzichten.
Was ist Saftfasten?
Für die Dauer der Fastenkur nimmst du nur Säfte zu dir. Dabei solltest du darauf achten, dass du hochwertige Säfte verwendest. Ich wollte im vergangenen Jahr vier Tage Saftfasten mit Produkten aus dem Discounter machen und habe frühzeitig abgebrochen, weil ich den vielen Zucker, der in den Säften steckte, nicht mehr ertragen konnte. Wenn Du einen Entsafter hast, kannst du deine Säfte frisch selbst herstellen. Du kannst aber auch im Bioladen oder im Internet fündig werden.
Ich greife gerne auf fertige Saftkuren zurück, bei denen die Säfte portionsweise zur Verfügung stehen und Obst, vor allem aber viel Gemüse enthalten. Werbung für einzelne Hersteller möchte ich hier nicht machen, auch wenn ich meinen Favoriten gefunden habe. Mir stehen pro Tag sechs Säfte mit jeweils 330ml zur Verfügung. Die Besonderheit ist, dass einer dieser Säfte als „Suppe“ bezeichnet und warm gegessen wird. Im Grunde ist es eher gut gewürzter Möhren- oder Tomatensaft, aber da ich beim Fasten meistens friere, finde ich etwas Warmes am Abend großartig. Ganz billig ist der Spaß nicht, aber für die Gesundheit kann man ruhig mal ein bisschen Geld ausgeben, finde ich. Das sind die Produkte, die mir pro Tag zur Verfügung stehen:

Die Vorbereitungstage
Auch wenn man sich gedanklich darauf einstellt, dass man einige Tage nicht essen wird, kommt die Hungersnot für den Körper doch überraschend. Ihm fällt das Fasten leichter, wenn er langsam darauf vorbereitet wird. Zwei Entlastungstage sind sinnvoll und sorgen dafür, dass es weniger negative Begleiterscheinungen gibt. In diesen zwei Tagen verzichte ich weitestgehend auf verarbeitete Lebensmittel und koche frisch. Zucker, Weißmehl, Fastfood, Alkohol und Koffein sind tabu, wobei mir der Verzicht auf Koffein am schwersten fällt. Stattdessen gibt es vor allem Obst und Gemüse. Experten empfehlen, dass man an den Vorbereitungstagen abführen soll. Wenn der Darm leer ist, hat man weniger Hunger während des Fastens. Ich habe bisher nie abgeführt und bin trotzdem gut klargekommen. Mir ist der Gedanke, Wasser mit Glaubersalz zu trinken, so zuwider, dass ich es gar nicht erst versuchen mag.
Tag 1
Der Start ist gut geglückt. Okay, beim ersten Saft hat es mich erstmal geschüttelt – Spinatsaft war doch etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann lief es wirklich gut. Ich habe zweimal kurz Hunger gehabt, aber nach ein oder zwei Minuten war er auch schon wieder weg. Also nicht der Rede wert. Lustig fand ich die Reaktionen in meinem Umfeld. Die meisten meinten, sie könnten nicht fasten, weil sie dann verhungern würden. Mit so wenig Kalorien könnten sie nicht überleben. Da sieht man mal wieder, in was für einer Wohlstandsgesellschaft wir leben. Für viele Menschen auf der Welt ist es ein Dauerzustand, zu wenig zu Essen zu haben. Man kann davon ausgehen, dass man etwa 40 Tage komplett ohne Essen auskommen kann. Das Trinken ist viel wichtiger und gerade beim Fasten muss man mehr Flüssigkeit zu sich nehmen als sonst. Ich bin heute sicherlich auf mehr als vier Liter gekommen. Einziger Nachteil dabei ist, dass man immer eine Toilette in der Nähe haben sollte, denn es fühlt sich an als ob alles, was oben reingeht, direkt unten wieder rauskommt.
Vom häufigen Pipi machen abgesehen war es ein ganz normaler Tag, ich habe mich nicht anders gefühlt als sonst.
Tag 2
Heute bin ich gut erholt wach geworden und habe mich gleich fit gefühlt. Ich bin freiwillig eine halbe Stunde früher zur Arbeit gegangen als sonst (Dank Gleitzeit ist das kein Problem). Der einzige Moment, der mich etwas zurückgeworfen hat, war der Gedanke an ein leckeres Frühstück. Ich hatte schon ganz frisches Brot vor meinem geistigen Auge als mir einfiel, dass heute wieder nur Flüssiges auf dem Plan steht.
Am Nachmittag war ich ein bisschen müde und etwas lustloser als sonst, aber das finde ich völlig in Ordnung. Das ist der Moment, um sich ein wenig mehr auf sich selbst zu konzentrieren und sich etwas Gutes zu tun. Eine schöne Badewanne zum Beispiel. Oder in Ruhe ein Buch lesen. Viele Unternehmungen und ständig Leute treffen passen für mich nicht in diese Zeit. Da bin ich lieber für mich. Ein bisschen fröstelig bin ich heute, da ist die Couch mit einer Kuscheldecke ein guter Ort für mich. Ich merke einfach, dass mein Körper mit der Umstellung gut zu tun hat und muss ihn dabei nicht noch zusätzlich stressen.
Hunger hatte ich heute auch wieder nur kurz, es war aber auch meine Schuld, weil ich mit meinen Säften, die ich etwa alle zwei Stunden trinke, im Rückstand war. Ich renne auch nicht mehr ständig zur Toilette, ich vermute mal, dass ich gestern schon eine Menge Wasser ausgeschwemmt habe und jetzt nur noch die tatsächliche Flüssigkeitsmenge, die ich trinke, ausgeschieden wird.
Tag 3
Ich bin etwas hungrig aufgewacht, aber das war gut auszuhalten. Jetzt kommt der Moment, an dem ich es genieße, mich nicht um Essen kümmern zu müssen. Es ist zur absoluten Nebensache geworden. Ich nehme mir alle zwei Stunden meinen Saft aus dem Kühlschrank, muss nichts einkaufen oder zubereiten und kann die gewonnene Zeit mit schönen Dingen füllen. Ich fühle mich weniger aufgebläht und merke, dass ich Wasser verloren habe. Meine Beine kommen mir um einiges dünner vor, als ob sie weniger aufgeschwemmt sind. Erstaunlicherweise habe ich bisher keinerlei Nebenwirkungen festgestellt. Es kann zum Beispiel Kopfschmerzen geben, die daher rühren, dass eingelagerte „Giftstoffe“ ins Blut gelangen oder die vom Zuckerentzug kommen. Davon merke ich bisher nichts. Ich fühle mich recht frisch und fit.
Wie es weitergehen kann
Fasten ist für mich der Frühjahrsputz für den Körper. Es ist aber auch der perfekte Zeitpunkt, um zu schauen, wo die Ernährungsreise hingeht. Ich weiß schon lange, dass mir Kohlenhydrate nicht gut tun. Wenn ich zum Beispiel eine große Portion Nudeln esse, die andere Menschen lange satt macht, bekomme ich nach kurzer Zeit unfassbare Lust auf Süßigkeiten, also auf noch mehr Kohlenhydrate. Und natürlich esse ich die dann auch noch. Zucker ist für mich wie eine Sucht (liebes Expertinnen-Team, dazu könntet ihr auch mal einen Artikel schreiben) und wenn ich ehrlich bin, geht fast nur so etwas wie ganz oder gar nicht. Wenn ich „drauf“ bin, halte ich es keinen Tag ohne Schokolade oder Gummibärchen aus. Anders sieht es aus, wenn ich zwei, drei Tage „Entzug“ hinter mir habe. Dann lockt mich der Süßkram gar nicht. Bis ich mich dazu entscheide, wieder zuzugreifen, dann ist es recht schlagartig komplett mit der Zuckerfreiheit vorbei. Meine längste Phase ohne Zucker waren acht Monate, dann kam Weihnachten und ich dachte, ein Mousse au Chocolate, das nur aus Schokolade und Sahne bestand, sei eine gute Idee. War es natürlich nicht.
In diesen acht Monaten habe ich mich so fit und gesund gefühlt wie seit Jahren nicht mehr, deshalb möchte ich da gerne wieder hinkommen und ich denke, jetzt ist ein guter Zeitpunkt für den Neustart. In den nächsten Tagen werde ich eine Haferkur mit einer abendlichen Suppe kombinieren, um mich langsam wieder an feste Nahrung zu gewöhnen und dann langsam in Richtung einer gemäßigten Low Carb Ernährung starten. Das heißt für mich, dass ich auf Industriezucker verzichte. Nudeln, Reis und Co. sind als Vollkornvariante in Maßen okay, aber nicht mehr abends. Obst und Hülsenfrüchte esse ich natürlich auch.
Meine Bilanz
Diesmal war das Fasten fast ein Spaziergang. Keine Beschwerden, wenig Hunger, ich habe mich durchgehend wohlgefühlt. Sicherlich hätte ich auch noch ein paar Tage weitermachen können, aber so passte es einfach gut ins Leben. An Gewicht habe ich 2,5 kg verloren. Was noch viel wichtiger ist: die Lust auf Süßes ist komplett weg und ich fühle mich gesund, beweglich und ausgeglichen. Meine Haut wirkt glatter und strahlender und ich merke mal wieder, dass Fasten mir einfach gut tut.
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