Kinder sind süß und bringen Freude ins Leben. Aber, wenn wir ehrlich sind, sind Kinder auch furchtbar anstrengend. Wann hast du das letzte Mal eine ganze Nacht durchgeschlafen? Wann hast du mal nur Zeit für dich gehabt? Wann hast du das Gefühl, den Spagat zwischen Mama-sein und Job gut gewuppt zu bekommen?
Als berufstätige und viele Jahre alleinerziehende Mutter weiß ich sehr genau, was es heißt, alles unter einen Hut bekommen zu müssen. Inzwischen sind die Kinder erwachsen, so dass ich wieder Zeit für mich habe, aber ich sehe viele Frauen, die auch heute noch sehr mit der Mehrfachbelastung zu kämpfen haben. Früher dachte ich, ich habe Superheldinnen-Kräfte, aber inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass man nicht alles schaffen kann, irgendwas bleibt auf der Strecke. Und da wir im Job eine Top-Performance abliefern wollen und müssen, damit niemand uns vorwirft, als Mutter nur noch zweite Liga spielen zu können und da wir unsere Kinder natürlich nicht vernachlässigen, bleibt etwas anderes auf der Strecke: wir selbst.
Eine kleine Auszeit außer der Reihe kann da Wunder wirken. Deshalb kann ich – auch aus eigener Erfahrung – nur empfehlen, eine Mutter-Kind-Kur zu machen. Natürlich gibt es auch Vater-Kind-Kuren, da das hier aber ein Blog für Frauen ist, kümmern wir uns hier nur um die Mamas. Die Genehmigung für eine Mutter-Kind-Kur zu bekommen, ist gar nicht so schwer. In der Theorie reicht es einfach, dass du Mutter bist.
Was ist eine Mutter-Kind-Kur?
Eine Mutter-Kind-Kur ist eine stationäre medizinische Behandlung für Mütter, die aufgrund ihrer familiären oder beruflichen Situation gesundheitlich belastet oder gefährdet sind. Obwohl Mutter oder Vater von ihren Kindern begleitet werden können, hat die Kur vor allem die gesundheitliche Genesung und Erholung des Elternteils zum Ziel.
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um eine Kur genehmigt zu bekommen?
Die Anforderungen, die an Mütter gestellt werden, sind oft sehr hoch. Die Beschwerden, die dadurch auftreten können, bergen die Gefahr, zu dauerhaften Erkrankungen zu führen. Eine Kur kann daher zum Beispiel bei den folgenden Symptomen bewilligt werden:
- Starke Erschöpfung
- Schlafstörungen
- Innere Unruhe
- Angstzustände
- Kopf- und Rückenschmerzen
- Magen-Darm-Störungen
- Herz-Kreislauf-Beschwerden
Wie stelle ich den Antrag für eine Mutter-Kind-Kur?
Um den Antrag für eine Mutter-Kind-Kur stellen zu können, benötigst du die Unterstützung einer Ärztin oder eines Arztes. Das kann der Hausarzt sein oder auch deine Fachärztin, die deine vorliegenden Beschwerden behandelt. Am besten machst du dafür einen Termin, denn das Ausfüllen kostet ein bisschen Zeit. Diese Zeit kann, genau wie eine ärztliche Behandlung, vom Doc mit der Krankenkasse abgerechnet werden. Also, auch wenn einige Ärzte nicht begeistert vom Papierkram sind, mach dir kein schlechtes Gewissen, sie verdienen damit Geld. Den ausgefüllten Antrag reichst du bei deiner Krankenkasse ein, die über die Genehmigung entscheidet.
Was ist, wenn meine Mutter-Kind-Kur abgelehnt wird?
Gib nicht auf, wenn Deine Kur abgelehnt wird. Nach dem, was wir von unseren Patientinnen hören, scheinen einige Krankenkassen grundsätzlich nie den ersten Antrag zu genehmigen. Es lohnt sich also Widerspruch einzulegen. Du musst da auch nicht alleine durch. Es gibt deutschlandweit etwa 1000 Beratungsstellen, zum Beispiel bei der AWO, der Caritas, der Diakonie, dem DRK oder dem Paritätischen und auch online findest Du Unterstützung.
Was kostet eine Mutter-Kind-Kur?
Für die Mutter-Kind-Kur zahlst du eine Beteiligung von 10 Euro pro Tag, bei einer dreiwöchigen Kur also 210 Euro. Dafür bekommst Du Unterbringung, Verpflegung und Gesundheitsleistungen. Kinder sind kostenlos dabei. Hinzu kommt ein Anteil an den Fahrtkosten, das sind meistens zwischen fünf und zehn Euro für jede Person, die mitkommt.
Wie läuft eine Mutter-Kind-Kur ab?
In jeder Klinik läuft die Kur ein wenig anders ab. Direkt am Anfang stehen zwei Gespräche, mit dem Klinikarzt und mit einem Psychologen. Hier wird geschaut, wo du stehst und was du brauchst. Aus diesen Gesprächen wird dein ganz persönlicher Stundenplan gebastelt. Für manche Frauen ist es wichtig, endlich zur Ruhe zu kommen. Sie haben oft wenig feste Termine und viel Zeit für sich. Andere möchten gerne möglichst viel mitnehmen und haben den ganzen Tag Programm. Hier ist die Zusammenstellung je nach Gesundheitszustand und Angebot der Kurklinik sehr individuell: es gibt viele Sportkurse, Massagen, kalte Güsse, Entspannungsbäder, Kochkurse, Atem- und Physiotherapie, Meditation und andere Entspannungsmethoden.
Deine Kinder siehst du in diesen drei Wochen nicht so viel, denn sie bekommen ein eigenes Programm. Falls sie selbst Krankheiten mitbringen, steht auch bei ihnen Therapie an. Falls nicht, geht es in die Kinderbetreuung. Für alle Altersgruppen vom Baby bis zum Teenie wird hier Programm angeboten. Es findet auch Unterricht statt, in dem die Kinder die Schulmaterialien bearbeiten, die sie von zu Hause mitgebracht haben.
Darüber hinaus gibt es fast täglich weitere freiwillige Angebote, mal nur für Mamas, mal nur für Kinder und auch für alle gemeinsam, wie Basteln, Kochen oder Ausflüge machen.
Darf ich selbst entscheiden, wo ich meine Mutter-Kind-Kur verbringe?
Auf den ersten Blick entscheidet die Krankenkasse darüber, wo und wann du deine Mutter-Kind-Kur antrittst. Viele Kassen haben Verträge mit Kurkliniken abgeschlossen und schicken dich natürlich bevorzugt dorthin. Da ist auch nichts Schlechtes dran. Wenn es allerdings Gründe gibt, die für eine bestimmte Klinik sprechen, kannst du diese auch geltend machen, zum Beispiel, wenn nur dort bestimmte Therapien angeboten werden, wenn das Klima für deine Erkrankung besonders gut ist oder wenn du dort auch sehr kurzfristig einen Platz bekommen kannst. Auch bei diesen Diskussionen können dir die Beratungsstellen helfen, die ich oben aufgeführt habe. Manchmal hilft es auch, wenn deine Ärztin die Wunschklinik mit Begründung bereits in den Antrag schreibt.
Meine persönlichen Tipps
- Die Mutter-Kind-Kur ist kein Fünf-Sterne-Luxusurlaub, sondern eine gesundheitliche Maßnahme. Erwarte daher bitte keine Luxusunterbringung und kein Galadinner. Die Zimmer sind in der Regel sauber und zweckmäßig eingerichtet und das Essen bietet genug Abwechslung und schmeckt. Es gibt aber vielleicht nicht täglich Eier und Nutella, sondern nur am Wochenende. Man legt Wert auf gesundes, frisches Essen – wer von Zuhause überwiegend Fertiggerichte kennt, tut sich damit möglicherweise etwas schwer.
- Lass deine Hausfrauen-Rolle zu Hause. Tu dir selbst einen Gefallen und versuche nicht in der Kur auch noch den Haushalt zu schmeißen. Ich habe Frauen getroffen, die mit Bügeleisen angereist sind, um auch dort immer perfekt und adrett zu sein. Sie haben mehr Zeit mit der Wäsche als mit der Reha verbracht. Aus meiner Sicht nicht der sinnvolle Weg. Die Kur ist die perfekte Zeit für Sportklamotten und Pferdeschwanz. Praktisch und bequem. Und wenn die Kids mal mit einem Fleck auf dem Pulli in die Kita gehen, werdet ihr sicherlich nicht als Rabenmütter betrachtet.
- Nutz die Zeit für dich. Gerade viele stressgeplagte Mütter holen die Kinder früher aus der Betreuung ab, um Zeit mit ihnen zu verbringen. Das ist eine schöne Idee, wenn ihr euch zu Hause viel zu wenig zu sehen bekommt. In der Mutter-Kind-Kur geht es aber in erster Linie darum, dass du dich erholst und wieder Kraft tanken kannst. Von daher schadet es nicht, wenn die Kleinen länger mit ihren neuen Freunden spielen und du einfach mal durchatmen kannst.
- Probier neues aus. Ob Zumba oder Kochen, Aquarellmalen oder Meditation. Nutz die Gelegenheit und versuche mal etwas, was du noch nie gemacht hast. Vielleicht findest du dabei ein neues Hobby mit dem du nicht gerechnet hast oder eine Entspannungsmethode, die dich auf Dauer zufrieden macht.
- Nimm nicht deine alten Gewohnheiten mit. Ich schaue manchmal in die Facebookgruppe meiner Kurklinik und lese dort: wie ist denn das Wlan, kann ich Netflix gucken? Ganz ehrlich: Filme schauen kannst du Zuhause, wenn du nach einem anstrengenden Tag sonst nichts mit dir anfangen kannst. Nutz in der Kur doch lieber die Chance am Abend Sport zu machen oder gemütlich mit anderen Frauen zusammenzusitzen und zu quatschen.
- Sei offen für neue Menschen. In einer Kurklinik kommen sehr viele unterschiedliche Menschen zusammen, mit unterschiedlichem Bildungsstand, Einkommen und Erziehungsstil. Nicht immer wird dir gefallen, was du hörst oder siehst. In der Regel kann man sich gut aus dem Weg gehen und du musst dich nicht mit Menschen umgeben, die dir nicht guttun. Versuch aber trotzdem, andere Frauen kennenzulernen. Gerade bei einem mehrwöchigen Aufenthalt kann man enge Kontakte knüpfen, aus denen Freundschaften fürs Leben entstehen können.
- Kläre Fragen im Vorfeld ab. Jede Kurklinik ist anders, deshalb solltest du vor dem Start am besten direkt mit der Klinik Fragen klären. Ist es zum Beispiel nötig, ein Babyphon mitzubringen oder kann man diese ausleihen? Sollte man einen Fahrradhelm dabeihaben oder gibt es diese vor Ort zusammen mit den Leihfahrrädern? Kann man Wäsche waschen? Gibt es einen Fön? Gehen die Kinder bei Wind und Wetter raus und brauchen Matschhosen? Gibt es ein Schwimmbad, für das du Badezeug mitbringen musst?
Ich habe zwei Mutter-Kind-Kuren gemacht (einmal Bayern, einmal Nordsee). Beide waren grundverschieden und trotzdem sehr gut. In der Regel darf man alle vier Jahre eine solche Maßnahme beantragen. Aus eigener Sicht muss ich sagen, dass mir ganz persönlich eine Kur mit einem Säugling zu anstrengend wäre. Ich würde starten, wenn das Kind es gewohnt ist, in einer Einrichtung (Tagesmutter, Kita) betreut zu werden und damit kein Problem hat. Es ist auch kein Problem, ältere Kinder und Jugendliche mitzunehmen. Dann empfehle ich vorher nachzufragen, ob dort Gleichaltrige zu finden sind, da es sonst schnell langweilig werden kann.
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